Hausschweine kennt beinahe jeder, ob als Nutztier oder als Symbol für Glück. Die einen lieben Schweine, die anderen finden sie dreckig und abstoßend. Über das Hausschwein gibt es viel zu erzählen, sei es von seiner Intelligenz oder seiner Haltungsgeschichte. Die folgenden Abschnitte informieren über vielfältige Themen rund um das Hausschwein und seine Charakteristika, aber auch über seine Funktion als Fleischlieferant.
Was ist eigentlich ein Hausschwein?
Das Hausschwein ist die domestizierte Form des Wildschweins. Schweine gelten als Allesfresser und sind Paarhufer. Sie vertilgen fast alles, was ihnen vor den Rüssel kommt. Es stellt eines der am frühesten domestizierten Haus- und Nutztiere dar. Der Name stammt von mittelhochdeutsch swîn, welches ursprünglich nur Ferkel bezeichnete. Während das männliche Schwein Eber und das Weibchen Sau heißt, nennt man die Jungtiere bis heute Ferkel. Ein kastriertes männliches Schwein ist ein Borg oder Altschneider. Vor allem in Süddeutschland verwendet man den Begriff Wutz als geläufiges Synonym für das Hausschwein. Je nach Schweinerasse sind die Individuen mehr oder weniger behaart. Das klassische Schwein stellen sich viele rosa vor, doch viele Arten haben auch eine braune, schwarze oder gefleckte Färbung. Zu unterscheiden vom Hausschwein sind die beliebten Minischweine aus Göttingen. Es handelt sich bei ihnen um kleinwüchsige Hausschweine, die zu Versuchszwecken gezüchtet oder als Haustiere gehalten werden.
Razorbacks sind freilebende Hausschweine, die in Teilen der Vereinigten Staaten leben. Sie haben sich mit Wildschweinen vermischt. Vom Erscheinungsbild ähneln sie eher kleinen Wildschweinen. Durch ihren schlanken und dünnen Körperbau sind sie in der Lage, über Zäune zu springen. In jedem Hausschwein steckt bis zu einem gewissen Grad ein Wildschwein. Sind Hausschweine lange für Zeit Kälte ausgesetzt, wächst ihnen allmählich ein dichtes Fellkleid.
Zur Fleischerzeugung werden Hausschweine seit ungefähr 9000 Jahren gehalten. In Europa und Ostasien ist Schwein das Fleisch, welches am häufigsten gegessen wird. In der islamischen Welt und im Judentum gilt es hingegen als unrein und tabu.
Sauberkeit und Intelligenz der Hausschweine
Hausschweine gelten generell als dreckige Tiere und benutzen gerne eine Suhle. Dennoch handelt es sich durchaus um hygienische Tiere, die ihren Kot möglichst weit weg vom eigenen Nest hinterlassen. Mitunter ist es jedoch möglich, ein Schwein stubenrein zu machen. Das wichtigste Organ des Hausschweins ist wohl sein Rüssel, ein sehr empfindliches Riechinstrument. Mit ihm kann es gut tasten, vor allem sitzt dort aber der hervorragende Geruchssinn des Hausschweins, vergleichbar mit dem der Hunde. Mit dem Rüssel spürt es unter anderem die bei Feinschmeckern so begehrten Trüffel auf.
Abseits der Massentierhaltung halten sich Hausschweine unter natürlichen Bedingungen gerne im Freien auf. 20 bis 30 Tiere bilden dabei eine Rotte. Diese Gruppen umfassen fast ausschließlich Säue und Ferkel, denn die männlichen Eber verlassen nach Erreichen der Geschlechtsreife die Rotte und tun sich mit anderen männlichen Individuen zu einer Junggesellengruppe zusammen. Hausschweine weisen ein ausgeprägtes soziales Verhalten auf und kommunizieren in einer eigenen Sprache. Die Forschung hierzu steckt jedoch noch in den Kinderschuhen.
Schweine besitzen im Tierreich eine hohe Intelligenz und eine eigene Persönlichkeit. Ihre kognitiven Fähigkeiten sind nach neuesten Forschungsergebnissen sogar mit denen von Primaten vergleichbar. Sie erkennen sich selbst im Spiegel. Ferner ähnelt ihre Lernfähigkeit derjenigen von Hunden. Sie hören nicht nur auf den eigenen Namen, sondern auch auf verschiedene Kommandos. Möglicherweise verstehen sie sogar menschliche Emotionen und reagieren darauf. In Sachen Intelligenz rangieren Hausschweine im Tierreich auf dem vierten Platz hinter Menschenaffen, Delfinen und Elefanten. Der Wortschatz von Schweinen umfasst mehr als 20 verschiedene Begriffe.
Welche Rassen gibt es beim Hausschwein?
Die meisten der heute gezüchteten Schweinerassen sind nicht älter als 200 bis 300 Jahre, also bestehen seit Anfang des 18. Jahrhunderts. Insgesamt existieren etwa 700 verschiedene Hausschweinrassen. Viele unter ihnen werden ganz bewusst für die Fleischproduktion gezüchtet. Berühmt für seinen wohlschmeckenden Schinken ist etwa das Iberische Schwein, welches in Kork- und Steineichenhainen gehalten wird und häufig mit Eicheln gefüttert wird. Der daraus gewonnene „Jamón ibérico“ gilt unter Feinschmeckern als ausgesprochene Delikatesse. Noch größerer Bekanntheit erfreut sich der schmackhafte Serrano-Schinken, der jedoch von hellhäutigen Hausschweinen stammt.
In Süddeutschland gehört das Schwäbisch-hällische Landschwein zu den bekanntesten Rassen. Durch die schwarze Färbung von Kopf und Hinterteil besitzt es ein sehr auffälliges Erscheinungsbild. Umgangssprachlich nennt man diese Schweine auch „Mohrenköpfle“. Schwäbisch-hällisches Qualitätsschweinefleisch ist als geschützte geografische Angabe eingetragen. Die Schweine dürfen nur im Landkreis Schwäbisch-Hall und angrenzenden Kreisen gezüchtet werden.
Large White heißt die am weitesten verbreitete Hausschweinrasse. Früher hieß es Yorkshire. Von ihnen gibt es zahlreiche Varianten und Typen. Auch in der Deutschen Landrasse sind ihre Gene zu finden. Es fällt durch seine helle, beinahe weiße Farbe und seine Stehohren auf. Unter anderem bildet das Large White die Grundlage für das Edelschwein, eine großrahmige und mittellange Schweinerasse. Früher gab es zudem noch die beiden Unterarten Middle White und Small White.
Vier Gruppen
Schweine in Deutschland werden seit 1874 in folgende vier Gruppen eingeteilt:
- Marschschweine
- Deutsche Landschweine
- Gekreuzte Hausschweine
- Englische Rassen
Ab dem Jahr 1900 kam es zu einer verstärkten Kreuzung mit englischen Rassen, um die hiesigen Landschweine weiter zu veredeln. Ab den 1950er Jahren züchtete man dann längere und dünnere Schweine, um den veränderten Geschmacksvorlieben gerecht zu werden. Zarteres Fleisch und weniger Fett hieß das Gebot der Stunde.
Zwei Drittel aller Rassen des Hausschweins trifft man in Europa und China an. Nur 33 Rassen findet man weltweit. Knapp 300 Rassen gelten als vom Aussterben bedroht. 90 Prozent aller heutigen Schweine stammen aus der Hybridzüchtung, also die kontrollierte Kreuzung verschiedener Rassen. Um die Kastration überflüssig zu machen, versuchen sich verschiedene Schweinehalter in der Zucht von Schweinen ohne Ebergeruch.
Haltungsgeschichte
Die Haltungsgeschichte des Hausschweins reicht etwa 9000 Jahre in die Vergangenheit zurück. Schweine werden fast ausschließlich zur Fleischproduktion gehalten und erfüllen ansonsten keine weiteren Funktionen. Vor der Islamisierung wurden Hausschweine selbst im Vorderen Orient gehalten. Beliebt war Schweinefleisch gerade auch bei den alten Griechen und Römern. In Afrika und Amerika wurden Schweine lange Zeit nicht domestiziert. Erst im Zuge der europäischen Kolonisierung erfolgte dieser Schritt. So setzte Christoph Kolumbus acht Exemplare des Hausschweins auf der karibischen Insel Hispaniola aus. Noch später gelangten die ersten Schweine auf das amerikanische Festland.
Entgegen ihren Vorlieben unter natürlichen Bedingungen müssen Hausschweine in Mastbetrieben oft zu hunderten dahinvegetieren und dürfen nie ins Freie. Überdies trennen die Viehwirte häufig Muttertiere und Ferkel. Im Sinne des Tierwohls setzen ausgewählte Betriebe bewusst auf eine Freilandhaltung unter natürlichen Bedingungen. Mit der wachsenden Sensibilität der Verbraucher, was die Qualität und Herkunft des Schweinefleischs angeht, wächst auch der Druck, gerechtere Haltungsbedingungen zu schaffen.
Vom Schwein werden fast alle Teile verwertet. Selbst Schweineohren und Schweinepfoten gelten in manchen Teilen der Welt als Delikatesse. In Mitteleuropa wird etwa die Hälfte des Schweins in Form von Schnitzel, Braten, Koteletts, Schinken und Wurstwaren verzehrt. Die Därme bilden die Hülle von einigen Wurstarten und aus dem Blut gewinnt man Schwarz- oder Grützwurst. Einige Teile des Schweins finden als Nebenprodukte Eingang in Hunde- und Katzenfutter, aber auch in Düngemittel, Gelatine und Textilbeimischungen. Sogar Organe von Schweinen wurden schon in Menschen eingesetzt.
In der industriellen Massenproduktion setzt man heute zunehmend auf vollautomatisierte Schlachtstraßen. Die Angestellten arbeiten oft im Akkord unter prekären Bedingungen. Zuletzt machten Fleischskandale wie etwa beim Großkonzern Tönnies die Runde.
Lebensdauer, Gesundheit & Vorsorge
Hausschweine werden in der Regel zwischen 8 und 12 Jahre alt. In der Massentierhaltung erfolgt die Schlachtung jedoch bereits nach acht bis neun Monaten bei einem Gewicht von ungefähr 110 Kilogramm. Danach findet unter natürlichen Bedingungen nur noch eine geringe Gewichtszunahme statt. Daher ergibt ein Weiterfüttern nach diesem Zeitraum aus rein ökonomischer Sicht wenig Sinn.
Schweine leiden häufig an Innenparasiten und Hauterkrankungen. Ungefähr alle sechs Wochen sollte man Schweine entwurmen. Dazu gibt es heutzutage spezielle Entwurmungspräparate. Anzeichen dafür, dass sich Hausschweine nicht wohl fühlen oder im schlimmsten Fall ernsthaft erkrankt sind, sind Desinteresse an der Nahrungsaufnahme und beim Trinken. Oft atmet es auch schwer. Möglicherweise leidet es dann auch an Durchfall. Viel Schlaf und Bewegungslosigkeit deuten ebenfalls auf eine ernste Erkrankung hin. Schweinehalter sehen sich darüber hinaus mit der Salmonellose konfrontiert. Niedergeschlagenheit, Durchfall und Appetitlosigkeit sind dafür deutliche Anzeichen beim Schwein. Konsumenten von Schweinefleisch droht dadurch eine Lebensmittelvergiftung. Ferner erarbeiten Schweineveterinäre betriebsspezifische Impfprogramme, die im Rahmen von Schulungen vermittelt werden. Prävention und regelmäßige Gesundheitschecks sind die besten Maßnahmen, um die Gesundheit aller Schweine zu gewährleisten.
Im Sinne des Tierwohl ist darum in der Schweinezucht auf gute Haltungsbedingungen zu achten, am besten natürlich im Freiland. Vorsorge verhindert auch das verbreitete Schwanzbeißen unter den Allesfressern. Die Zuständigkeit für die Gesundheitsvorsorge in der Schweinezucht liegt bei qualifizierten Fachtierärzten für Schweine. Diese kümmern sich um die Diagnostik von Krankheiten genauso wie um eine Bestandsberatung und zwingende hygienische Vorschriften.
Halten sich die Hausschweine regelmäßig auf einer Weide im Freien auf, ist darauf zu achten, dass kein Kontakt zu anderen Wildtieren besteht, um eine Übertragung der Schweinepest und anderer Erreger zu verhindern. Möchte man auf Freilandhaltung setzen, was im Sinne des Tierwohls sehr begrüßenswert ist, heißt es vorab das lokale Veterinäramt zu konsultieren. Dadurch werden die jeweiligen Maßnahmen zur Schweinehygiene vereinbart und sichergestellt. Zu den Voraussetzungen zählt etwa ein doppelter Zaun. Manche Schweine erhalten auch nur stundenweise Zugang zur Weide und halten sich ansonsten drinnen in einem Stall auf.
Fortpflanzung, Vermehrung und Heranwachsen
Ab dem neunten Lebensmonat werden Hausschweine geschlechtsreif. Trächtig können die Sauen prinzipiell das ganze Jahr über werden. Schweine in Stallhaltung befruchten die Bauern jedoch zumeist zweimal im Jahr künstlich. Nach einer Tragzeit von vier Monaten wirft die Muttersau in der Regel 10 bis 12 Ferkel. Diese säugt die Muttersau zunächst für sieben Wochen. Doch bereits ab dem zarten Alter von zwei Wochen beginnen sie mit der Aufnahme von fester Nahrung. Durch die Trennung von Muttersau und Ferkel in der Intensivhaltung leiden letztere erheblich. Die Aufzucht von Ferkeln verlangt aber ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl und der Übergang von warmer, flüssiger Nahrung zu kalter, trockener Nahrung muss allmählich erfolgen. Ansonsten leidet das Absetzgewicht erheblich darunter.
Später fressen Hausschweine vorwiegend Eicheln, Kastanien, Bucheckern, aber auch Hafer, Mais und Gerste. Sogar Tannenbäume stehen teilweise auf dem Speiseplan der Schweine. Obst und Gemüse ergänzen die Nahrung der Schweine und machen das Futter abwechslungsreicher. Ein Mineralstein liefert den Schweinen wichtige Mineralien und Spurenelemente. Elementar ist ausreichend Wasser. Es muss stets in ausreichender Menge und Qualität bereitstehen. Dafür steht auf dem Markt eine große Auswahl an passenden Schweinetränken bereit. Menschliche Küchen- und Speiseabfälle dürfen aus Seuchenschutzgründen aber nicht an Hausschweine verfüttert werden. Neben der Schweinepest überträgt sich auf diesem Weg auch die Maul- und Klauenseuche.
Von der 1 Milliarde Schweine, die weltweit gehalten werden, lebt etwa die Hälfte in China. In den Staaten der Europäischen Union zählt man zwischen 130 und 140 Millionen Schweine. Dänemark ist das einzige Land auf der Welt, welches mehr Schweine als Einwohner hat. Hochburg der Massentierhaltung und des Vollpumpens mit Antibiotika ist Belgien. Viele Käufer meiden Schweinefleisch aus diesem Land. In Deutschland liegt ein Schwerpunkt der Schweinehaltung auf den beiden Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, in denen fast 60 Prozent aller deutschen Schweine gehalten werden. Berüchtigt ist das Oldenburger Münsterland mit dem „Schweinegürtel“. Große landwirtschaftliche Betriebe prägen diesen flachen Landstrich.
Das Hausschwein in Mythologie & Religion
Für die alten Germanen symbolisierte das Wildschwein kriegerische Kraft und Fruchtbarkeit, doch auch das Hausschwein und hier besonders der Eber galt als heiliges Tier. Bis heute hat sich in Deutschland das Schwein als Glücksbringer gehalten. Nicht umsonst spricht man von „Schwein gehabt“, wenn jemandem Glück beschieden war.
In der chinesischen Astrologie dient es als Erdzweigsymbol, ein altes Nummerierungssystem. Bangkok wartet gegenüber dem Wat Ratchabophit mit einem schweinedenkmal auf.
Wer auf etwas spart, legt sich ein Sparschwein zu, das bereits im Jahr 1576 erfunden worden sein soll. Traditionell füttert man das Sparschwein durch einen Schlitz oben und muss das Schwein in Stücke schlagen, wenn man an sein Geld heran will. Alternativ befindet sich an der Unterseite des Sparschweins ein Schloss oder ein Drehverschluss. Sparschweine sind in ganz Europa verbreitet und gelangten später auch nach Nordamerika.
Islamischer und jüdischer Kulturkreis
Im islamischen und jüdischen Kulturkreis gilt das Hausschwein (wie übrigens auch das Wildschwein) als unrein. Möglicherweise wurde es seit alters her aufgrund seines Wesenszugs als Allesfresser als Leichenfresser eingestuft. So könnten sich die Menschen im Orient indirekt des Kannibalismus schuldig gemacht haben. Denn die Leichen werden im Orient nur in ein Tuch gehüllt und ohne Sarg in die Erde gelassen. Das Klima und die schnelle Verwesung in den nahöstlichen Wüstenklimata spielen ebenfalls eine Rolle beim Verzicht und Verbot von Schweinefleisch. Das Verbot spricht auch der Koran ausdrücklich aus. Ein weiterer Grund ist auch in der oft unsauberen Erscheinung der Tiere zu suchen, die sich gerne im Dreck suhlen. Daneben waren und sind sie weder als Zug- noch als Reittiere geeignet. De Juden wollten sich in alter Zeit durch den Verzicht auf Schweinefleisch von den Ägyptern abgrenzen, bei denen es durchaus auf den Teller kam.
Hindus verzichten oftmals komplett auf den Verzehr von Fleisch. Schweinefleisch ist anders als Rindfleisch dort nicht grundsätzlich verboten, aber dennoch unüblich. Die Muslime in Indien essen selbstverständlich kein Schweinefleisch. Die Mehrheit der Inder isst sogar Fleisch, kann es sich aber oft finanziell überhaupt nicht leisten. Dennoch ernähren sich bis zu 35 Prozent der indischen Bevölkerung rein vegetarisch.
Buddhismus
Buddhisten wiederum entscheiden selbst, was sie essen. Schweinefleisch ist nicht verboten.
Im tibetischen Lebensrad taucht das Schwein in der Bedeutung Verblendung oder Unwissen auf. Es gilt damit als Ursache für die Schlange, die für Hass und Aggression steht sowie für die Gier in Form eines Hahns. Alle drei Tiere bilden einen ineinander verbissenen Kreis. Damit zählt es zu den drei unheilsamen Wurzeln im Lebensrad, ist aber dennoch ein heiliges Tier.